Einstieg in DMR

Die digitale Funkwelt hat mich.

Es begab sich zu der Zeit, dass Gabriel (DL7DCF) Geburtstag haben sollte. Gemeinsam hat man zusammengelegt und er bekam von uns ein DMR-Funkgerät (Typ Retevis RT3).

Ein paar kurze technische Details zum Retevis RT3:

  • Frequenzbereich: 400-480 MHz (UHF)
  • Ausgangsleistung: max. 5 Watt (umschaltbar auf low = 1 Watt)
  • 1000 Speicherkanäle
  • farbiges LC-Display
  • kann sowohl DMR als auch analoge FM
  • Gewicht: ca. 260 Gramm inkl. Akku (Li-ion, 2000 mAh)

Nun, Ende der Geschichte ist, dass ich mir einen Tag später ebenfalls ein Gerät bestellt habe. Der Ebay-Anbieter hat ein Lager in Hamburg und so war die Ware bereits wenige Tage später auf meinem Tisch.

Ich möchte gar keine Ausführungen über die Frage „Was ist eigentlich DMR“ machen, da sich im Internet massig Informationen darüber finden lassen. Eine gute Empfehlung ist die Seite von Lars Struß (DK7LST) –> https://www.lstruss.de/cms/?q=DMR

Er hat einen kurzen und prägnanten Überblick über DMR erstellt und versucht, die Begrifflichkeiten wie Time Slot oder Talk Group zu erklären und mit analogem Sprechfunk zu vergleichen (was verständlicherweise nur bedingt funktionieren kann).

Ich durfte ja bereits den digitalen BOS-Funk testen und habe in Sachen Digitalfunk da so meine Meinung:

  • Aktuell ist die Infrastruktur für DMR im Amateurfunk noch nicht ideal ausgebaut. Die zwei nächsten Relais (DB0UX in Karlsruhe und DB0UZ in Karlsbad) sind von meiner Wohnung aus nicht zu erreichen und während der Fahrt nur ganz bedingt.
  • Wie im vorherigen Punkt angesprochen ist die Erreichbarkeit von DMR-Relais momentan noch sehr gering. Zudem funkt es wirklich digital. Entweder man hat Empfang und kann senden, oder man hat eben keinen Empfang. Die Möglichkeit, auch etwas schwächere Stationen aufzunehmen, besteht im DMR leider nicht. Hier geht nur ganz oder garnicht.
  • Die Bedienung der Funkgeräte (PTT drücken, Luft holen, schlucken, sprechen) und die Abwicklung von Funkgesprächen in DMR ist sehr gewöhnungsbedürftig. Es wird empfohlen, zwischen den Durchgängen Sprechpausen von 3-5 Sekunden zu lassen, um anderen Stationen die Möglichkeit des Zwischenrufens zu ermöglichen. Außerdem benötigen die DMR-Relais eine gewisse Zeit um sich zu synchronisieren.
  • Den Retevis- bzw. baugleichen Tytera-Geräten fehlt einfach der Tonruf. Wenn ein analoges Relais keinen DTMF-Auswerter besitzt, kann ich nur durch Pfeifen oder externes Einspielen eines 1750-Hz-Tonrufs (z.B. vom Handy) das Relais öffnen.
  • Die Qualität der Sprachübertragung ist nicht wirklich berauschend. Wenn aus schönen Kurven eckige Balken gemacht werden, klingt das nunmal ein wenig eckig. Für das Ohr ist es jedenfalls Arbeit.
  • Die Geräte entspringen hauptsächlich dem Betriebsfunk-Bereich. Dies hat zur Folge, dass nur wenige Einstellmöglichkeiten am Gerät direkt vorhanden sind. Das meiste lässt sich nur über Programmierarbeit am PC bewerkstelligen.
  • Durch die deutschlandweite Vernetzung der Relais im Time Slot 1 werden mit einem Knopfdruck rund 130 Relaisstellen in der Republik eingeschaltet. Wenn dann noch ein OM einen Quasselfilm bekommt, hat ganz Deutschland Spaß. Immerhin besteht die Möglichkeit in regionalen Gruppe zu sprechen, was die Anzahl der getasteten Relais vermindert. Die Op’s müssen nur daran denken.

Ich will DMR keineswegs schlechtmachen, so soll es nicht rüberkommen. Es fehlt im Moment einfach noch an Infrastuktur. Und da der Mensch ein Gewohnheitstier ist, wird auch dieses System seinen Stand in Funkerkreisen bekommen.

Dank einer gehackten Firmware lädt DMR in Verbindung mit dem Retevis RT3 zum experimentieren ein, also genau das, worauf der Amateurfunk abzielt. Der analoge Sprechfunk über analoge Sprachrelais wird mit Sicherheit nicht verschwinden. Viel mehr wird der regionale Sprechfunk durch eine neue Spielart aufgewertet. In nächster und ferne Zukunft wird sich auf diesem Gebiet mit Sicherheit einiges tun. Die ersten Meldungen über ein Gerät, das sowohl DMR, DSTAR und auch C4FM kann, machen bereits die Runde. Und vielleicht wird die Pforzheimer Relaislandschaft ja auch digital aufgewertet?

Habt ihr schon Erfahrungen mit Digitalfunk gemacht? Dann lasst es mich unten wissen!

3 Gedanken zu „Einstieg in DMR

  1. Jupp

    Die BOS-Implementierung des TETRA-Digitalfunk war für die Möchtegernstrategen in den 16 Bundesländern unter der Ägide der BDBOS mit überall viel zu wenig Geld in den Steuerkassen kein Ruhmesblatt. 4500 TBS decken nun mal die Bundesrepublik viel gröber ab, als die ca. 20.000 Mobilfunkantennen von jedem der drei kommerziellen GSM-/UMTS-/LTE-Anbieter, die seit längerem auch noch auf immer kleinere Funkzellen z.B. in öffentlichen Liegenschaften setzen. Die TMO-Abdeckung ist sicherlich noch verbesserungswürdig, gerade in Randbereichen. Das kostet aber weiteres Geld, was die Landespolitik nicht mehr ausgeben will (oder kann). Im Umkehrschluss hatten die vielen lokalen 4m-„Kleinzellen“ (hauptsächlich unter kommunaler Verantwortung) niemals eine annähernd so große Flächenabdeckung wie heute der TMO-Betrieb. Übertragungstechnisch ist DMO dem 2m-Wechselsprechbetrieb zumindest ebenbürtig; durch die Mehrwegeoption in bebauten bzw. reflektierendem Arealen überlegen. Durch das fehlende Rauschen an der Grenzreichweite (als Warnfaktor) ist der schlagartige Verbindungsabbruch immer noch gewöhnungsbedürftig, aber nicht wirklich einsatzgefährdend.
    Sprechfunktechnisch hat TETRA-BOS bis auf die partiell bis zu 500 Millisekunden Anlaufverzögerung (zur initiierenden Slot-Allokierung) das gehalten was am Anfang (vgl. GAN-Papier) versprochen wurde. Ob Lokal, Überregional oder Bundesweit; auf Grundlage einer echten Sprechfunkausbildung stellt der TETRA-Betrieb gegenüber analog betriebenen NF-Relais mit beschränkter Reichweite, den Überlagerungen mehrerer Tonruf-Relais auf dem gleichen 4m-Kanal; dem räumlich endlichen (am der Kommunalgrenze) aber exorbitanten Gleichwellenbetrieb eine sehr deutliche Verbesserung dar. Allerdings nicht mit antennentechnischen Billigeinbauten in Einsatzfahrzeugen oder HRT mit Stummelantennen. Inhaltlich muss man sich nur einsatztaktisch mit ihm angemessen beschäftigen. Das fiel manchen Lokalgewaltigen schon im analogen Funkzeitalter schwer; weil der Chef will immer recht haben. Mein Einsatz, mein Feuer, meine Methode!
    Für Sanitätsbetreuungen, mit jetzt auch Statusgeberoptionen vom HRT, sowie ergänzender GPS-Verfolgung bei räumlich abgesetzten Disposition nicht nur von EVTs (San-Streifen bei größeren Veranstaltungen im Freien) , stellt TETRA-BOS eine deutliche Einsatzwertsteigerung dar. Gerade bei nur temporären Sanitätswachdiensten mit jetzt automatisierbarer parallele Alarmierung (via vorher in der Leitstelle angemeldeter ISSI) in Kombination mit dem sowieso alarmierten und daraufhin ausrückenden Regelrettungsdienst, ergeben sich anspruchsvolle Herausforderungen für jeden ausgebildeten Sanitäter (als fachliche Überbrückung bis das Rettungsmittel später eintrifft).
    Die TETRA- oder schon erkennbaren Ergänzungstechnologien (nicht nur TEDS) können nichts dafür, das die Bundes- und Landespolitik gemeinsam die für eine angemessene BOS-Datenübertragung notwendigen Frequenzspektren (min. 2 x 10 bis20 Mhz -duplex- im 700Mhz-Bereich) politisch zum Wohl der vielen Landesrundfunkambitionen (und nicht im Interesse der eigenen BOS) meistbietend an den Mobilfunk „versteigert“ wurden.

  2. admin

    Hallo Jupp,

    vielen Dank für diesen sehr ausführlichen Kommentar. In Bezug auf den BOS-Digitalfunk TETRA haben deine Ausführungen natürlich vollkommen Recht. Ich möchte dennoch anmerken, dass es in meinem Beitrag trotz des Verweises auf TETRA im eigentlichen Sinne um DMR im Amateurfunk geht.

    BOS-TETRA kann und will ich gar nicht bewerten 😉 Ich konnte nur im Umgang und der Nutzung der beiden Systeme gewisse Parallelen feststellen.

    Vy 73 de
    Chris, DL1DRK

  3. Timm DL4FLY

    Zur Beruhigung kann ich dir mitteilen, das unsere Bemühungen zum Repeaterbau vorangehen.
    Wir haben kürzlich bei A12 den Sende- und Empfangszweig zum Spielen gebracht.
    Nächster Schritt ist die Beschaffung der Funkgeräte und des erweiterten MMDVM.
    73 Timm DL4FLY

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